Himmel,Arsch und Zwirn

Gott sei dank. Die Villa steht noch. Gestern - nach der anfänglichen Sonntagsruhe wurden wir doch kribbelig - versuchten wir noch einmal mit der Villa zu sprechen. In Reih und Glied- Händchen haltend - stellten wir uns der Villa Freudeck gegenüber.
Wieder ein herrlicher Tag.
Im Freudeck´schen Garten funkelte und glitzerte alles in der Sonne – wahrscheinlich die vielen römischen Fundstücke, die schon darauf warteten ausgegraben zu werden ;)
Robert hatte sich inzwischen in die alte Meditationstechnik vertieft und gab uns letzte Tipps. Konzentration. "Haus sprich mit uns. HAUS! Sprich mit uns!
Himmel Arsch und Zwirn. SPRICH MIT UNS!"
Und plötzlich hörten wir etwas. Ganz leise. Unscharf. Erst ganz verschwommen ... es klang schmerzlich ..... doch dann wurde es immer deutlicher. Es war aber nicht die Villa Freudeck, die zu uns sprach, sondern die Stimme des Pfarrers, die vom Friedhof zu uns herübergetragen wurde. Ein Begräbnis - noch dazu am Sonntag. Das war kein gutes Omen. Schnell gingen wir in die Hl. Nepomuk Kapelle ein paar Kerzchen anzünden. Wir lassen nichts unversucht. Vielleicht hilft uns ja der Liebe Gott. Wir fluchen auch nie wieder. Versprochen.
Wortspende 27
Im ganzen Land Vorarlberg zerstören maßstabslose Betonbauten Ortsbilder und Landschaft. Manchmal holzverkleidet und nicht unoriginell, stehen sie in ihrer Mehrzahl der "Moderne" der sechziger Jahre nahe, aktualisiert durch die heute europaweit üblichen Kanaldeckel- oder Mannerschnitten-Fassaden. In der Vergangenheit war die lokale Presse mit der Verwendung des Wortes "Schandfleck" nur allzu schnell bereit, den Demolierern und Spekulanten wertvolle Hilfestellung zu leisten, wenn an leer stehenden, älteren Gebäuden nur irgendwo der Putz bröckelte, die Scheiben eingeworfen waren oder ein bisschen Farbe fehlte.
Viele malerische und gut proportionierte Bauten hat Bregenz in den letzten Jahrzehnten bereits verloren. Als Beispiele seien der alte Bahnhof oder das Landesmuseum genannt. Letzteres bereicherte vor einer missglückten Modernisierung das Stadtbild mit seiner malerischen Fassade, im Inneren war die Innenraumgestaltung auf die jeweiligen Exponate abgestimmt - einst ein Gesamtkunstwerk. Architekt war Georg Baumeister sen. (1852-1920, geboren in Hard).
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Weiters sind Villenbauten in Bregenz, Maurachstraße 16, Blumenstraße 1, sein eigenes Wohnhaus die Villa Fünfland, Wolfeggstraße 13 und 15 von ihm geschaffen worden. Kaum zu glauben, aber aktuell gefährdet ist die Villa Freudeck, eine wunderschöne Villa mit typisch vorarlbergischen Motiven wie dem Klebedach. Unglaublich, dass sich die für den Denkmalschutz zuständigen Behörden bei einem Bauwerk dieser Qualität die Verantwortung für den Erhalt gegenseitig zuschieben, anstatt alle Möglichkeiten zu einer Rettung auszuschöpfen. Die Bregenzer Verwaltung weiß die Qualität seiner historischen Bauwerke offenbar nicht zu schätzen, sonst wäre die seit Jahren andauernde Verarmung und Verunstaltung des einst harmonischen Stadtbildes nicht in diesem Maße möglich geworden.
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Dr. Dieter Klein, Kunsthistoriker, München