top of page

22. Fensterchen

Busserl oder Bussi?

Wir hatten den Eindruck, dass es ziemlich vielen Menschen egal ist, ob die Villa Freudeck nun abgerissen wird, oder nicht – solange der Fernseher läuft und es Weihnachtsmärkte gibt....und im Sommer ein paar Raketen gezündet werden ;)

Dort mussten wir also ansetzen, wenn unsere Aktion Erfolg haben soll. Bei der Bespaßung.

So hatten wir die Wahl: ab ins Fernsehprogramm? ....oder ab auf den Weihnachtsmarkt?

Wir entschieden uns für das kleiner Übel (wirklich?) - den Weihnachtsmarkt. Wir wollten die Bregenzer und –Innen niederschwellig erreichen. Also buken wir Villa Freudeck Busserl, versteckten uns unter Weihnachtsmannmützen und stellten uns mit unseren Keksen zwischen zwei Stände – als U-Boot sozusagen.

Meine Güte. War das ein Erfolg!!!!

Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Plötzlich verstand jeder was da falsch lief. Alle waren für den Erhalt der Villa Freudeck. ... und alles nur wegen ein paar Busserln.

Sie rissen uns die Freudeck- Busserl aus den Händen wie warme Semmerl. ... und das Nette dabei, jetzt haben wir Geld. Viel Geld!!!

Vielleicht sollten wir ja damit die Villa kaufen....oder gleich die ganze Baufirma, die .... ihr wisst schon – ähnlich wie der Schlagersänger - .... und die Stadtverantwortlichen am besten gleich dazu.

Aber ob das so einfach geht? Keine Ahnung. ...aber wie man sieht: ein Bussi hier – ein Bussi da und vieles ist möglich.

Erhaltet die Villa Freudeck. Besinnliche Adventszeit.

Wortspende 28

Das Räumliche Entwicklungskonzept der Stadt Bregenz ist also, wenn man dem Bregenzer Bürgermeister Glauben schenkt, nicht das Papier wert, auf dem es draufsteht. Es ist nur ein Leitbild, rechtlich nicht verbindlich. Mag ja sein. Ich frag mich aber, wozu wir dann überhaupt ein Leitbild haben. Wenn man nämlich trotz klaren Verstoßes gegen das Entwicklungskonzept keinen Finger rührt, um erhaltentswertes Kulturgut vor den Bauexzessen der städtischen Bauträger zu schützen, könnte man tatsächlich auf den Gedanken kommen, es stünden vielleicht andere Interessen dahinter. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Der Abriss dieser wunderschönen Villa wäre jedenfalls ein weiterer Frevel am Bregenzer Stadtbild in einer langen Liste an irreversiblen Schandtaten, die in der jüngsten Geschichte dieser Stadt sang- und klanglos hingenommen wurden. Wenn wir es weiterhin zulassen, dass kulturgeschichtlich unbezahlbare Akzente dieser Stadt kurzsichtigen Immobiliendeals zum Opfer fallen, ist auch unsere Generation dafür mitverantwortlich, dass Bregenz zu einem städtebaulichen Fleckerlteppich der Geschmacklosigkeiten verkommt. Es reicht schon, was die Generation unserer Väter diesbezüglich verbrochen haben. Machen wir es besser, damit auch unsere Kinder noch ein wenig vom einstigen Charme dieser Stadt erahnen können.

Rainer Barta, Informationstechniker, Bregenz

bottom of page