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24. Fensterchen

Halleluja

Gestern kam das Christkind. Ja, es gibt es wirklich. Wir hatten es uns vielleicht ein bisschen anders vorgestellt: zierlicher, blonder .... wie soll ich sagen.....mehr Lichtgestalt eben.

War es aber nicht. Das Christkind war klein, dick und eigentlich ein recht herrisches Weibsbild. Trat ein ohne anzuklopfen. Ungepflegt.

Es roch auch etwas streng – und zwar nicht nach Tannennadeln und Zimtsternderl.

Das Christkind stand einfach nur da, funkelte uns böse an und pfiff uns regelrecht zusammen: Was denn dieser Quatsch eigentlich soll. Dieser komische Kalender. Diese halblustigen Geschichten... und den Bürgermeister als Witzfigur zeichnen. Unerhört. Und überhaupt ..was wir uns so aufspielen müssen- so wichtig nehmen. .... dass wir alle nur ein Haufen eingebildeter Neidhammel wären, die doch eh nur ihre Ruhe haben wollen. Da oben. Im Viertel. Na Bum.

Da war uns klar. Dieser kleine Trampel war nie und nimmer das Christkind.

Denn das Christkind hätte uns gelobt. Es hätte gesagt, dass es Menschen wie uns braucht. Menschen, die nicht alles einfach nur hinnehmen. Die kritisch sind. Die für ihre Werte und Haltungen kämpfen. Die bunt und laut sind. Denn das macht ja das Leben so lebenswert und schön. Das hätte das Christkind gesagt.

Frohe Weihnachten & lang lebe die Villa Freudeck

Euer Nicht-Abriss-Adventskalender-Team

p.s.: ...und noch etwas hatte das falsche Christkind entlarvt. Wir wären nie darauf gekommen, doch Mike - unser Forensiker im Team - merkte es sofort. Gestern war ja erst der 23.!!! ....einen Tag zu früh!!! Da kommt kein Christkind. Heute kommt das Christkind ;)

Wortspende 33

Obwohl mir, teilweise aus Erzählungen, teilweise aus Büchern und grossteils aus eigenen "Streifzügen" bekannt war, daß in diesem Teil von Bregenz viele schöne und imposante alte Villen stehen, muß ich zugeben, daß ich bis vor kurzem nichts von der Bedeutung des Villenensembles von Architekt Baumeister gewusst habe.

Für mich machen generell derartige Bauten die "Identität" und Unverwechselbarkeit einer Stadt aus und ich bin der Meinung, dass gerade in Bregenz schon genug an schönen, alten Gebäuden zu Gunsten vordergründig moderner Bauten abgerissen wurde. Während viele dieser neuen Bauten schon nach wenigen Jahren, wenn das erste Moos sich an den, nicht durch Vorsprünge ihrer Flachdächer geschützten, glatten Fassaden angesetzt hat, nur mehr alt und langweilig aussehen, kann ich die älteren Gebäude immer wieder mit Interesse und Freude ansehen. Es gibt immer wieder neue Details zu entdecken und ich bewundere sie, daß sie schlimme und weniger schlimme Zeiten erlebt haben und trotzdem noch stolz und aufrecht ihre "Stellung halten".

Durch den Abriss von Gebäuden wie der Villa Freudeck würde die Stadt Bregenz der Kurz-Charakterisierung "Schiache Stadt in schöner Lage", die ich einmal über sie gelesen habe, abermals einen nicht anzustrebenden Schritt näher kommen.

Ich hoffe sehr, die Stadtvertretung wiederholt nicht wieder dieselben Fehler, die sie schon des öfteren begangen hat und beweist ein Mal wahres Kulturverständnis, abseits von Festspielen, Impuls- Tanz- Festivals, Betonporsches und Lichtinstallationen.

Spontan fallen mir, als jüngerem Teilzeit-Bewohner der Stadt, an Bauten, die meinem Empfinden nach weit schöner und interessanter als ihre Nachfolger waren, das alte Volksbad, (an dessen Stelle heute irgendein Verwaltungsbau steht), der alte Bahnhof, die Gulaschbrücke (an die damalige Abstimmung der Stadtvertretung über deren Abriss erinnert immer noch eine Tafel in der Weiherstrasse) oder die Villa an deren Stelle heute ein Parkplatz für einen Heimwerker- Markt besteht, ein

In meiner unmittelbaren Nachbarschaft hat vor kurzem die selbe "Projektentwicklungs GmbH", die früher eine angesehene Baufirma war, auch eine alte, herrschaftliche Villa gekauft und abgerissen. An Stelle dieser "Villa Luise" am Weissenreuteweg, hat sie auf den wunderschönen Baugrund ein absolut nichtssagendes, "Allerwelts- Luxus- 4- Wohnungen- Gebäude" gestellt, an dem ich jedes Mal versuche möglichst schnell vorbei zu kommen, um nicht traurig oder wütend zu werden.

Der Plan zu diesem Objekt, er findet sich noch immer unter diesem, ironischerweise für den Neubau übernommenen Namen im Internet, erinnert sehr an jenen, den das Unternehmen für den geplanten Neubau anstelle der Villa Freudeck präsentiert.

Weil Weihnachten vor der Tür steht, würde ich dieses Jahr sogar alle anderen Wünsche zurückstellen, würde mein Wunsch nach einem Umdenken im Umgang mit alter Bausubstanz in Bregenz und der Erhaltung der Villa Freudeck in Erfüllung gehen.

Liebes Christkind, versuch' es bitte wenigstens!

Peter Fuhrmann, Bregenz

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